29.05.2024

Eigener Strom vom Dach: Interview mit Hotelier Daniel Schade zur Kasseler Solarkampagne

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Hier trifft Tradition auf Innovation: Das Hotel Deutscher Hof überzeugt seine Gäste nicht nur mit Komfort und einem familiären Ambiente, sondern auch mit Nachhaltigkeit. Denn auf dem Dach des 2022 fertiggestellten Neubaus befindet sich die hauseigene Photovoltaik-Anlage, die über eine Leistung von 26,4 kWp verfügt. Eine Investition, die sich bezahlt macht und für maximalen Komfort in den neuen Zimmern und Tagungsräumlichkeiten sorgt.

Als Best-Practice-Beispiel stellt die Stadt Kassel genau dieses Projekt nun in einem Video vor. Schließlich haben gerade Hotels durch ihre Klimatisierung, Beleuchtung, Konferenztechnik und vieles mehr einen konstant hohen Strombedarf. Warum also nicht einfach den Strom selbst herstellen?


Anknüpfend an die Solarkampagne der Stadt Kassel, haben wir Geschäftsführer Daniel Schade vom Hotel Deutscher Hof zum Interview getroffen. Er führt das moderne Familienhotel seit 2017 – und das bereits in vierter Generation. Von ihm wollten wir wissen, was die Kampagne für unseren lokalen Geschäftstourismus bedeutet und welche Rolle Nachhaltigkeit für seine Gäste spielt. Daniel Schade gibt sein Wissen gerne weiter – und er macht anderen MICE-Unternehmer*innen Mut, ebenfalls in Nachhaltigkeit zu investieren.

Hier befindet sich ein YouTube Video.
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Herr Schade, worum geht es eigentlich bei der Solarkampagne?
 

Die Idee ist, dass die Stadt Kassel die großen Potenziale von Solarenergie für Unternehmen sichtbar machen möchte. Deshalb werden Best-Practice-Beispiele aus unterschiedlichen Branchen vorgestellt – so auch unser Hotelgewerbe. Anke Müller, die im Kassel Convention Bureau das Branchennetzwerk Kassel Convention Network leitet, hat daraufhin den Kontakt zwischen der Stadt Kassel und uns hergestellt. Es ist ein Video entstanden, in dem ich vorstelle, wie unsere Solaranlage funktioniert und welche Vorteile dadurch entstehen. Im Grunde eine kleine Hausführung, die von den Solarpaneelen auf dem Dach bis hinab zur Steuerungstechnik in den Keller führt!

Damit zählt das Hotel Deutscher Hof zu den Vorreitern im nachhaltigen Geschäftstourismus. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht? 

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Daniel Schade

Geschäftsführer
Deutscher Hof

„Ich würde sagen, dass in unserer Branche in den letzten 10 bis 15 Jahren ein Umdenken stattgefunden hat: Wir alle haben verstanden, dass unsere Ressourcen endlich sind. Dadurch ist das Thema Nachhaltigkeit präsenter geworden – auch im Geschäftstourismus. Schließlich stehen hinter den Gästen oft große Unternehmen, die viel bewirken können, wenn sie ihre Veranstaltung nachhaltig ausrichten. “



Woran genau merken Sie, dass sich etwas verändert hat? 

Beispielsweise möchten viele Kunden und MICE-Partner möglichst auf Plastik verzichten. Auch vegetarische und vegane Speisen oder lokale Produkte werden stärker nachgefragt.

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Mit der Investition in eine Photovoltaikanlage sind Sie noch einen Schritt weiter gegangen in Richtung Nachhaltigkeit. Wie kam es dazu? 


Am Anfang stand der Neubau, der pünktlich zur documenta 2022 bezugsfertig war. Damit verfügten wir also über eine neue große Dachfläche, die sich ideal für Solarstromerzeugung anbot. Bereits zuvor hatten wir in zwei Blockheizkraftwerke investiert, die wir dann um die neue Solaranlage sowie um eine Wärmepumpe erweitert haben.

Heute kann ich sagen, dass sich diese Entscheidung absolut gelohnt hat: Unsere Gäste profitieren vom modernen Komfort der Klimaautomation und Lichtsteuerung auf den Zimmern im Neubau.

Und auch der Blick auf die Zahlen ist erfreulich: Unsere Anlage besteht aus insgesamt 66 Modulen und erbringt eine Leistung von 26,4 kWp. Wir sparen damit jährlich 15 bis 16 Tonnen Co2 ein und verzeichnen eine Kostenersparnis von vier bis fünf Tausend Euro. Das kann sich sehen lassen!

Profitieren davon auch Ihre Gäste? 


Ja, unsere geringeren Energiekosten haben für die Gäste einen direkten monetären Effekt: Obwohl sich momentan das Preiskarussell in unserer Branche immer schneller dreht, konnten wir unsere Preise in den letzten fünf Jahren relativ konstant halten.

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Außerdem buchen unsere Gäste bevorzugt die Zimmer im Neubau, weil sie den Komfort der Gebäudeautomation sehr zu schätzen wissen. Es ist einfach angenehm, vom Bett aus die Lichtmodi und Klimaanlage individuell steuern zu können. Letztlich kommt dies auch der Umwelt zugute, weil Belichtung und Klimatisierung automatisch ausgehen, wenn man das Zimmer verlässt. Die Heizung läuft also nicht acht Stunden unnötig, während man auf der Tagung ist!

Warum ist Ihnen ein nachhaltiges Hotel so wichtig? 


In einem Hotel hat man ein sehr hohes Gästeaufkommen – entsprechend können wir hier viele Emissionen einsparen. Mich treibt das Thema auch persönlich an. Ich würde mich nicht als Vorbild bezeichnen, aber ich glaube, dass auch kleine Veränderungen im Alltag etwas bewirken. Das kann zum Beispiel eine Fahrgemeinschaft mit dem E-Auto sein oder die Entscheidung, die Nudeln von gestern nicht wegzuschmeißen.

Außerdem halten wir hierzulande den Zugang zu fließendem Trinkwasser und Elektrizität für selbstverständlich, während es für einen Großteil der Menschen leider nicht die Realität ist. Deshalb ist es mir wichtig, dankbar zu sein für das, was wir hier genießen und nutzen dürfen. Auch diese persönlichen Hintergründe haben bei der Entscheidung eine Rolle gespielt.

Können Sie einen Unterschied zwischen Geschäfts- und Freizeittourismus feststellen, wenn es um Nachhaltigkeit geht? 


Ja, ganz klar. Bei uns sind rund 98 Prozent der Gäste Geschäftsreisende, die restlichen zwei Prozent sind privat unterwegs. Man kann schon sagen, dass Privatreisende noch mehr Wert auf Nachhaltigkeit, Komfort und beispielsweise eine größere Auswahl beim Frühstück legen. Denn sie bezahlen im Gegensatz zu den Geschäftsreisenden ja selbst und erwarten entsprechend mehr.

Gibt es neben der Solaranlage noch weitere Aspekte, mit denen Sie für Nachhaltigkeit sorgen?  

Wir bieten unseren Gästen viel Auswahl beim Frühstück, beispielsweise laktosefreien Käse und vegane Produkte – nicht im Übermaß, aber es ist für jeden etwas dabei. Außerdem gibt es bei uns kein Rührei aus der Tüte, sondern wir beziehen unsere Eier vom lokalen Bauernhof.

Soweit es geht, verzichten wir auch auf Plastik. Im Bereich Reinigung haben wir ein nachhaltiges System installiert, mit dem wir viel Reinigungsmittel einsparen können. Wir können also in unserem Hotel nachhaltige 360-Grad-Veranstaltungen abbilden und Green Meetings sind bei uns bestens aufgehoben!

Planen Sie in Zukunft noch weitere Schritte? 


Wir werden diesen Weg auf jeden Fall weitergehen und können noch vieles optimieren. Sei es ein zukünftiger Ausbau der PV-Anlage, die Installation eines Stromspeichers oder die Dachdämmung unseres Bestandsgebäudes. All dies steht auf meiner Agenda, aber es braucht Zeit. Investitionen in Nachhaltigkeit sind wichtig, müssen aber auch wirtschaftlich sein. Das Verhältnis von Kosten und Erträgen muss passen.  

Was zeichnet das Hotel Deutscher Hof darüber hinaus aus? 


Wir sind seit 70 Jahren ein Familienbetrieb. Bei uns ist der Gast nicht einfach eine Nummer. Meine Mitarbeiter*innen kennen viele Gäste seit Jahrzehnten und wissen, was sie mögen oder beispielsweise in ihrem Lunchpaket haben möchten. Diese familiäre, herzliche Atmosphäre wirkt sich auch positiv aufs Arbeitsklima aus – dies macht sich gerade in Zeiten des Fachkräftemangels bemerkbar. 

Apropos langjährige Treue: Das Hotel Deutscher Hof ist ja schon lange Mitglied im Kassel Convention Network, unserem Branchennetzwerk der lokalen MICE-Unternehmer*innen!


Genau, bereits meine Mutter Claudia Schade hat jahrzehntelang mit Kassel Marketing zusammengearbeitet. Das Team vom Kassel Convention Bureau weiß, was wir unseren Gästen bieten, und kann entsprechende Anfragen direkt an uns weiterleiten. Außerdem schätze ich den regelmäßigen Austausch bei den Netzwerktreffen. Ich würde es so zusammenfassen: Das Kassel Convention Network bedeutet ein starkes gemeinsames Engagement für den Geschäftstourismus in unserer Stadt!

Vielen Dank für das Gespräch! 

 

Mehr zur Solarkampagne erfahren Sie hier

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