10.05.2023
Erfolgsfaktor Vertrauen
Ein Blick hinter die Kulissen des Kassel Convention Network
44 Basismitglieder, neun Premiumpartner, fünf Fördermitglieder: Das Kassel Convention Network (KCN) ist in den letzten Jahren – der Pandemie zum Trotz – erfolgreich gewachsen. Im Interview stellt Leiterin Anke Müller die Netzwerkarbeit näher vor. Erfahren Sie, was Kassels MICE-Branche antreibt und von welchen Vorteilen Eventplaner*innen profitieren können.
Anke, du bist das „Gesicht“ des Kassel Convention Network. Erzähle uns mal von dir!
Ja, gerne! Eigentlich bin ich schon seit 2013 Ansprechpartnerin fürs KCN, aber 2018 haben wir das Kassel Convention Bureau (KCB) und auch unser Netzwerk neu erfunden und danach hat unsere Arbeit so richtig Fahrt aufgenommen. Seit 2018 bin ich ausschließlich fürs Networking zuständig – was tatsächlich ein Novum und eine kluge unternehmerische Entscheidung war. Mir ist nicht bekannt, dass in anderen Convention Bureaus eigens eine Stelle für Networking und Betreuung der Partner geschaffen wurde. Das zeigt den hohen Stellenwert, den wir unserem Branchennetzwerk geben.
Klingt nach einem abwechslungsreichen Job!
Ist es auch. Besonders freut es mich, dass es uns gelungen ist, die wichtigsten Stakeholder der Branche ins Netzwerk zu integrieren. Unser KCN ist breit aufgestellt, sehr vielfältig und professionell. Wir sind eine lebendige, bunte und äußerst kollegiale Community. Zu meinen Aufgaben zählt zudem die Vernetzung innerhalb der Stadt und Gesellschaft, was die Sichtbarkeit unserer Arbeit in Kassel nochmals erhöht.
Was genau ist das Kassel Convention Network?
Einfach gesagt: das zentrale Vertrauensnetzwerk für die Kasseler MICE-Branche. Unsere Mitglieder sind entlang der Organisationskette von Veranstaltungen tätig: Zum Beispiel Tagungszentren, außergewöhnliche Locations, Hotels, Caterer, Servicepartner für Veranstaltungstechnik, Mobiliar und Messebau, aber auch Eventagenturen und Anbieter von Rahmenprogrammen. Alle Partner*innen eint, dass sie das „Event-Gen“ in sich tragen: Sie lieben es, Business-Events perfekt zur organisieren! Damit sind sie zugleich Botschafter*innen unserer Stadt, denn sie präsentieren Gastfreundschaft und Professionalität nach außen.
Lassen sich daraus auch Vorteile für Eventplaner*innen ableiten?
Unbedingt! Denn Planende können auf Partner zurückgreifen, die perfekt aufeinander eingespielt sind, kurze Abstimmungswege haben und die Gegebenheiten vor Ort genau kennen. Aus Kundensicht erhöht dies die Qualität und sorgt für reibungslose Abläufe. Das kollegiale Miteinander unserer Partner begeistert die Kund*innen immer wieder und schafft Vertrauen.
Einige Partner sind natürlich auch Mitbewerber. Welche Rolle spielt Vertrauen im KCN?
Wir verstehen uns ganz klar als Vertrauensnetzwerk. Alle ziehen an einem Strang, um die Destination Kassel mit all ihren attraktiven MICE-Möglichkeiten nach vorne zu bringen. Ein schönes Beispiel dafür ist unsere Leistungsschau „Kassel Event Expo (KE2)“, bei der sich unsere Partner gemeinsam präsentiert haben, anstatt nur ihr eigenes Angebot vorzustellen. So konnten sich Planer*innen aus ganz Deutschland ein umfassendes Bild von Kassels Leistungsfähigkeit im MICE-Bereich machen. Ein weiteres Beispiel betrifft Nachhaltigkeit: Drei Kasseler Hotels haben sich mit dem GreenSign Label zertifizieren lassen und diesen Erfolg gemeinsam kommuniziert. Dadurch haben sie eine höhere Aufmerksamkeit erzielt. Die Erkenntnis, dass es zusammen besser geht, bestätigt sich also immer wieder.
Vertrauen braucht Zeit, um zu wachsen. Wie fing eigentlich alles an?
Gegründet wurde unser Netzwerk 2013 mit gut 20 Mitgliedern. 2018 haben wir uns dann radikal auf den Prüfstand gestellt – sowohl das Kassel Convention Bureau als auch das Netzwerk. Wir haben unseren Markenkern, Botschaften, Prozesse und unser Mitgliedermodell komplett neu aufgestellt. Die Erkenntnis dahinter war, dass die hohe Leistungsfähigkeit der Kasseler MICE-Dienstleister der entscheidende Vorteil für Planer*innen ist. Weitere Argumente wie die zentrale Lage in Deutschland und das hochkarätige Kulturangebot kommen noch hinzu.
Diese klare Positionierung kam gut an: Innerhalb von einem Jahr ist die Mitgliederzahl auf 40 geklettert. Inzwischen sind wir bei 58. Die Fördermitglieder, zu denen renommierte Verbände zählen, kamen etwas später an Bord. Auch dies war eine wegweisende Entscheidung, denn dadurch erfahren wir wertvolle Unterstützung und unsere Arbeit wird dadurch auch als eine Form der Wirtschaftsförderung positiv wahrgenommen.
Heute geht es uns nicht um zahlenmäßiges Wachstum. Wir nehmen gerne neue Mitglieder auf – vor allem solche mit frischen, unkonventionellen Ideen. Aber das Hauptaugenmerk liegt darauf, unsere Arbeit innovativ zu gestalten und unserer Community den bestmöglichen Benefit zu ermöglichen.
Wie haben sich die Zahlen in der Corona-Pandemie entwickelt?
Ganz anders als erwartet! Denn statt Mitglieder zu verlieren, konnten wir sogar 11 neue Unternehmen hinzugewinnen. Dies zeigt, wie wichtig Networking ist – gerade in schwierigen Zeiten!
Was bietet ihr euren Mitgliedern denn konkret?
Austausch und Wissenstransfer sind die wichtigsten Vorteile für Netzwerkmitglieder. Das Kassel Convention Network lädt zwei Mal im Jahr zu großen Netzwerktreffen ein, bei denen versierte Branchenprofis wie der Nachhaltigkeitsexperte Stefan Lohmann und viele andere ihr Wissen teilen oder über Branchentrends informieren. Außerdem nutzen wir die Treffen, um über aktuelle Projekte und unsere Arbeit im KCN zu berichten. Uns ist es wichtig, alle Partner mit Informationen wie Studien- und Marktforschungsergebnissen sowie Trends zu versorgen.
Darüber hinaus gibt es exklusive Treffen für die Premiumpartner, die über ein Mitspracherecht verfügen. Bei diesen Treffen stehen Strategien und Marketingmaßnahmen für unsere Destination im Mittelpunkt. Auch mit unseren Fördermitgliedern kommen wir regelmäßig zusammen, um Informationen auszutauschen und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist die Kongressinitiative, die Kassel als Kongressstandort stärkt. Und last but not least laden wir einmal pro Quartal alle zum After-Work-Treffen ein: Unsere Partner schätzen das Angebot, sich in lockerer, kollegialer Atmosphäre bei einem Drink auszutauschen.
Gibt es Themen, die dabei immer wieder angesprochen werden? Oder anders gefragt: Was bewegt die Kasseler Branche?
Ein Thema, das vielen Partnern unter den Nägeln brennt, ist der Personalmangel. Hier suchen wir gemeinsam nach Lösungen und sorgen letztlich auch in unserer Kommunikation für Employer Branding. Denn wir zeigen die Attraktivität der Kasseler MICE-Betriebe und beweisen damit, dass sie nicht nur Angebote für Event-Profis bereithalten, sondern auch spannende Arbeitgeber und oftmals auch Ausbildungsbetriebe sind! Hinzu kommen Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, bei denen wir Synergien nutzen und voneinander lernen können.
Steigen wir etwas tiefer ins Thema Nachhaltigkeit ein. Wie „grün“ ist MICE-Kassel?
Unsere Branche ist ja per se erst einmal nicht nachhaltig – jede Veranstaltung hinterlässt einen CO2-Footprint. Aber genau hier können wir auch ansetzen und zum Beispiel mit einer CO2-neutralen Anreise oder Maßnahmen zur Müllvermeidung richtig viel bewegen. Kassel bietet dafür herausragende Voraussetzungen: Kaum eine andere Destination ist von überall her so schnell erreichbar, weshalb auch Green Meetings in Kassel gut aufgehoben sind. Besonders für Kongresse mit deutschlandweit anreisenden Teilnehmer*innen ist Kassel die richtige Wahl, denn allein durch die kurze An- und Abreise wird weniger CO2 emittiert als wenn der Kongress in Hamburg, München oder Berlin stattfinden würde!
Kombiniert mit den vielen nachhaltigen Angeboten unserer Partner – zum Beispiel grünen Rahmenprogrammen, vegetarischem Catering oder der Wahl einer klimaneutralen Location – haben wir gute Argumente, um unsere Kunden von Kassel als nachhaltiger Destination zu überzeugen. Übrigens hat sich das Kassel Convention Bureau als eines von nur drei Convention Bureaus in Deutschland der „16 Steps Initiative“ angeschlossen, die sich für eine nachhaltige Eventbranche einsetzt.
Apropos Networking: Wie seid ihr eigentlich über das Netzwerk hinaus vernetzt?
Ja, natürlich sind wir auch nach außen hin bestens vernetzt: Das German Convention Bureau (GCB) ist zum Beispiel ein wichtiger Trendgeber, der Standards in Sachen Vermarktung, Nachhaltigkeit, Future Meetings und vieles mehr setzt. Außerdem sind wir Teil des Hessen MICE Net, einer praxisorientierten Arbeitsgemeinschaft, die das Tagungsland Hessen repräsentiert. Lokal sind wir eng mit unseren Fördermitgliedern verbunden: Dies sind die Wirtschaftsförderung Region Kassel, IHK Kassel, der Unternehmerverband Nordhessen, DEHOGA Hessen-Nord, MT Melsungen sowie die City Kaufleute Kassel. Darüber hinaus haben wir uns mit dem Regionalmanagement, Marketingclub sowie dem Verein Einfach Nordhessen vernetzt. Dieser Austausch ist von unschätzbarem Nutzen und dient sowohl der Klärung von Fragen, Lösung von Problemen, Inspiration und der eigenen Standortbestimmung.
Bis hierhin schon mal danke für die tiefen Einblicke ins KCN. Am Schluss würden wir dich gerne noch fragen, wie du – als Profi – dein eigenes Business-Netzwerk pflegst. Gibt es Tricks und Kniffe, die man unbedingt kennen sollte?
Beziehungsmanagement spielt nicht nur in der Eventbranche, sondern generell in unserer Arbeitswelt eine super wichtige Rolle. Man muss bereit sein, auch mal abends Veranstaltungen zu besuchen, und ein echtes Interesse an Schlüsselthemen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport mitbringen. Networking „nine to fife“ funktioniert nicht. Es liegt sicher nicht jedem, denn man muss auch mal aus seiner Komfortzone gehen und offen sein für Unvorhergesehenes. Belohnt wird man mit Einblicken in andere Bubbles, mit Sichtbarkeit und einer erfolgreichen Weiterentwicklung im Business.
Auch Offenheit und Achtsamkeit gehören dazu: Noch nie bin ich aus einem Gespräch gegangen, ohne ein Puzzleteil mitzunehmen, das später an anderer Stelle perfekt passte: Aus einem Smalltalk am Buffet kann ein neues Projekt, Produkt oder eine Netzwerkverbindung entstehen. Kurzum, Networking birgt ein immer noch unterschätztes Potenzial, das uns beruflich erfolgreich macht.
